Am Pult des Orchesters steht mit Ektoras Tartanis ein ganz junger Dirigent, der erst vier Stunden vor dem Konzert erfahren hat, dass er für den erkrankten Teodor Currentzis einspringen muss. Der griechische Exzentriker hat Rückenbeschwerden, also darf sein Assistent die aus Moldawien stammende Geigerin Patricia Kopatchinskaja be- gleiten. Die gehört zweifellos auch zu den eigenwilligsten Künstlerinnen im Klassikbetrieb – nicht nur, weil sie sich stets vor dem ersten Ton die Schuhe auszieht. Sie spielt Bergs Bekenntniswerk mit der adäquaten Mischung aus analytischer Souveränität und emphatischer Hingabe… Dann noch ein Abschiedswerk. Ein Lebensabschiedswerk: Dmitri Schostakowitschs letzte Sinfonie in A-Dur. Und dennoch in einer finalen Auslöschung endend. Verklingend, ersterbend. Dazwischen ganz große Pathos-Gesten, die der in Stuttgart geborene griechischstämmige junge Dirigent mit voller Wucht auf das Publikum niederprasseln lässt. Auch das Groteske, das Bizarre dieser mit Zitaten von Rossini bis Wagner vollgepackten Musik vermag Tartanis zu vermitteln.
3. Juni 2016 - Rheinpfalz
Durch die sehr kurzfristige Erkrankung des Dirigenten Teodor Currentzis war es fast ein Wunde, dass so rasch ein Ersatz gefunden werden konnte: Erst zwei Stunden vor dem Konzert erfuhr das Orchester, dass der Currentzis-Assistent Ektoras Tartanis das Programm unverändert übernehmen würde.
So formte der in Stuttgart geborene Komponist, Pianist und Dirigent in aller Eile ein respektables Konzert, das in Beethovens dritter „Leonore“ - Overture klare Akzente setzte, Bergs Violinkonzert eher symphonisch auffasste und Schostakowitschs 15. Sinfonie als Podium für die vielen Solisten des Orchesters begriff.
3 Juni 2016 - Rhein-Neckar-Zeitung
Welches wertvolle Orchester das Publikum mit den Südbadenern verliert zeigt sich auch gleich anfangs bei Beethovens dritter „ Leonoren"-Overture mit radikal ausgeloteten dynamischen Kontrasten, den scharf vorwärtsdrängenden Streichern, den feierlich präsenten Bläsern und dem trocken-pointiert auftrumpfenden Schlagwerk.
Erst recht wird aber mit Schostakowitschs 15. Sinfonie deutlich, die uns als rhapsodisches Bacchanal überflutet, um uns dann als Psychogramm einer tödlichen Betrübnis in die Tiefe zu ziehen. Die hohe Spielkultur, die brennende Leidenschaft dieses fantastischen Orchesters - man vermisst das alles jetzt schon.
3. Juni 2016 - Mannheimer Morgen